1609 – 1681
In Übersetzungen von:
I.
Hier diese, wann empor der
Morgen dringt,
Erwachend sich zu Pomp und
Lust erheben,
Sind aber eitler Trauer
hingegeben,
wann die Entschlafnen kalte
Nacht umschlingt.
Dies Farbenspiel, das mit dem
Himmel ringt,
Das Purpur, Schnee und Gold
zur Iris weben,
Wird warnend Vorbild sein dem
Menschenleben;
So viel ists, was ein Tag zum
Ziele bringt.
Zum Blühn sind früh die Rosen
aufgestanden,
Zum Altern haben sie die Blüt
entbunden,
Die Wieg und Grab in einer
Knospe fanden.
So haben Menschen auch ihr Los
gefunden,
An einem Tage kamen sie und
schwanden;
Verflossen sind Jahrhunderte
nur Stunden.
II.
Die hellen Funken, welche dem Beschauer,
Genährt von Strahlen, die der
Sonn entsprühten,
Wann sie versank, des Lichtes
Blick vergüten,
Sie leben selbst nur eine
Blumentrauer.
Nächtliche Blüten sinds: in
krankem Schauer
Ermattet bald der Glanz, von
dem sie glühten:
Denn wenn ein Tag das Alter
ist der Blüten,
Ist eine Nacht der Sterne
Lebensdauer.
Nach dieser Lenze schnell
verwelktem Prangen
Muß unser Wohl, muß unser Weh
sich färben
Ob Sonnen unter- oder
aufgegangen.
Was könnte dauerhaft der
Mensch erwerben?
Was wandelbar von Sternen
nicht empfangen,
Die jede Nacht geboren wieder
sterben?